Schon seit Beginn der Jagdausübung nutzte man Hunde, um Wild aufzustöbern, verwundetes oder erlegtes Wild zu suchen, anzuzeigen oder zu apportieren. Die Ausbildung von Suchhunden ist nicht neu. Seit Jahrzehnten werden Hunde zur Suche von vermissten Personen in Katastrophengebieten oder zum Auffinden von Drogen eingesetzt.
Inzwischen sind die Einsatzmöglichkeiten von Suchhunden sehr vielfältig ebenso wie die dafür genutzten Rassen. Der Einsatz von Artenspürhunden zum Nachweis seltener oder nur schlecht auffindbarer Arten hat sich seit einigen Jahren bewährt und wird sich als Methode zum Artnachweis etablieren. Der Einsatz von Jagdhunden ist in diesem Arbeitsfeld jedoch noch sehr gering. Vom Jagdhund zum Artenspürhund – geht das überhaupt? Es mag den ein oder anderen verwundern, warum ich, die ich keine Erfahrung in der Ausbildung von Spürhunden hat mich als Nicht-Jägerin ausgerechnet für einen Jagdhund entschieden habe.
Dank des Austausches mit dem Züchter Henning Bertram, der mir umfassend das Wesens der Hunde und die Vorteile der Rasse beschrieben hat, steht jetzt ein Deutsch Stichelhaar an meiner Seite. In einem Bericht vom 06.Juni 2024 hatte ich geschildert, warum mich die Rasse überzeugt hat und wie Fredo vom Einetal zu mir gekommen ist.
Seit einigen Jahren werden Artenspürhunde im Monitoring zum Nachweis bestimmter, meist seltener, bzw. streng geschützter Arten eingesetzt. Fredo soll mir dabei helfen, Nachweise zum Vorhandensein des Europäischen Iltis (Mustela putorius) zu generieren. Dabei wird er im ersten Schritt auf das Auffinden und Anzeigen von Losung trainiert. Ich habe zwar den „üblichen“ Ausbildungsweg des Artenspürhundes angeschaut, bin jedoch von Anfang an einen anderen Weg gegangen, nicht zuletzt, weil Fredo mir „seinen“ Weg gezeigt hat. Ich habe ganz bewusst nicht sofort mit seiner Ausbildung begonnen, da mir sehr schnell klar wurde, dass im Vorstehhund alle Verhaltensweisen, die ich brauche, bereits veranlagt sind. Das jeweils gewünschte Verhalten muss nur in die richtige Richtung gelenkt werden.
Ich habe mich daher in unserem gemeinsamen ersten Jahr auf eine Grundausbildung, gute Abrufbarkeit und eine gute Leinenführigkeit konzentriert, zumal sein enormes Größenwachstum eine gute Ausbildung von Knochen, Sehnen und Muskel erforderte sowie das Kennenlernen und „Lesen“ meines Hundes. Mir liegt ein gesundes Fundament sehr am Herzen, denn ich möchte möglichst viele Jahre mit Fredo verbringen. Fredo wirkt durch seine Größe erwachsener, als er im Kopf ist. Aufgrund seines sehr schnellen Auffassungsvermögens, das mit einer großen Lernfähigkeit gepaart ist, musste ich sehr darauf achten, Fredo nicht zu überfordern. Bei Fredo gilt: Hat er einmal verstanden, was er tun soll, so ist er sofort bemüht, es immer richtig zu machen, was zu überschnellem Agieren und damit zu unsauberer Arbeit führen kann.
Im vergangenen Herbst hatte ich dann das Gefühl, dass Fredo so weit ist, um den ersten Teil der Ausbildung zu absolvieren. Und da ich weiß, dass Tiere schneller als Menschen reagieren, habe ich Fredo auf den Klicker konditioniert, dass heißt: Fredo weiß, wenn das „Klick“ kommt, hat er etwas richtig gemacht und die eigentliche Belohnung in Form von verbalem Lob, Leckerchen oder Spielzeug kommt im Anschluss. Sie dürfen mir eins glauben: ich habe bisher den Einsatz von Klickern immer belächelt, bin aber vor allem im Medical Training von Zootieren eines Besseren belehrt worden. Der Klicker ist ein Überbrückungssignal, das mir die Möglichkeit gibt, exakt und schnell das gewünschte Verhalten zu verstärken, nämlich in der Sekunde, wo es gezeigt wird. Der Klicker wurde von mir nur in einem einzigen Abschnitt der Ausbildung eingesetzt, nämlich zum Training der korrekten Anzeige.
Im ersten Video sieht man, wie ich Fredo auf das Anzeigen der Dose trainiere. Die meisten Artenspürhunde zeigen im Sitzen oder im Liegen an. Ich habe mich für die Anzeige im Stehen entschieden, die seinem Naturell entspricht. Er soll stehend mit der Nase über der Dose verharren. Wichtig ist, dass Fredo exakt anzeigt und vor allem die Dose nicht berührt! Geht er später an die Losung zu nah ran, könnte sich genetisches Material von Fredo darauf übertragen, was eine genetische Analyse erschwert, außerdem möchte ich die Übertragung möglicher Krankheiten verhindern.
Ich habe, entgegen dem „üblichen“ Ausbildungsweg, die Anzeige nicht auf ein für mich furchtbar übelriechendes Stück Kong (spezielles Spielzeug) trainiert, weil es a) Fredo überhaupt nicht interessiert hat und b) ich Fredo mit der Losung sofort motivieren und direkt auf den richtigen Geruch prägen konnte. Außerdem habe ich es von Anfang an vermieden, in einer „neutralen und ablenkungsfreien“ Umgebung zu trainieren. Fredo arbeitet auf unserem Gelände unter erschwerten Bedingungen, da ich, neben verschiedenen Haustieren immer irgendwelche Raubsäuger oder andere Tiere in der Versorgung habe. Es riecht also überall nach irgendetwas Spannendem.
Mein Vorteil: So lernt Fredo nur den gewünschten Geruch anzuzeigen, so dass ich die Ablenkung nicht extra trainieren muss. Damit Fredo sich nicht auf die Dose prägt, habe verschiedenen Gefäße in Gebrauch: Plastik-Dosen, Gläser mit gelöcherten Deckeln oder kleine speziell für das Spürhunde-Training entwickelte Geruchsdosen aus Aluminium.
Ich verfüge für das Training über getrocknete oder gefrorene, wenn ich einen Iltis in meiner Obhut habe, auch über frische Losung. Fredo hat sehr schnell verstanden, was ich von ihm wollte, und so konnte ich damit beginnen, unterschiedliche Behälter mit Losung zu verstecken und das „Start-Signal“ in Form einer verbalen Aufforderung zu trainieren.
Nachdem Fredo auch bei diesen Suchen eine gute Erfolgsquote hatte, haben wir einen kleinen Test auf unserem Gelände gemacht. Der Stapel aus Holzresten wird unter anderem von Mauswieseln bewohnt. Für diese Suche habe ich die Losung in eine der kleinen Aluminium-Dosen gefüllt und zwischen das Holz gestellt. Übrigens verwende ich hier schon keinen Klicker mehr, sondern Lobe vor allem mit Stimme.
Dieses Training haben wir einfach sporadisch in den Alltag einfließen lassen, was Fredo sehr gut angenommen hat. Im nächsten Schritt muss Fredo jetzt lernen, dass das Suchen von Losung seine Arbeit und sein zukünftiges Betätigungsfeld sein wird, und zwar über das gesamte Jahr hinweg. Deshalb haben wir auch in Januar in der Schnee-Phase eine Pause eingelegt, damit Fredo mit seiner Freundin Frida entspannen, herumtoben und nochmal „Freizeit“ genießen konnte. Diese Pausen haben sich bewährt, da sich einmal Gelerntes sicher bei Fredo abspeichert. Wir benötigen keine Wiederholungen, sondern können nach einer Pause einfach am nächsten Schritt weiterarbeiten.
Ähnlich, wie ich die Leinenführigkeit (s. erster Bericht) trainiert habe, bekommt Fredo jetzt „Arbeitskleidung“, die in Zusammenhang mit einem bestimmten Kommando angelegt wird und lernt die Suche an der Schleppleine, damit ich ihn anfangs bei der Auswahl der abzusuchenden Bereiche unterstützen kann. Die für Fredos Ausbildung benötigten Materialien sind Teil der Wildlife Detection Dogs-Projekt-Förderung. Jetzt beginnt das Training im Freiland.
Fredo wird nun langsam erwachsen und ist hoffentlich auch bald ausgewachsen. Er ist stattlich, kräftig, gut trainiert und die Sanftmut in Person. Die Lernfähigkeit und seine schnelle Auffassungsgabe beeindrucken mich in jeder Trainingseinheit. Er „denkt“ mit, will immer alles richtig machen und findet selbständig Lösungen, um das Ziel zu erreichen. In und am Haus zeigt er sich wachsam und unterscheidet sehr schnell, wer willkommen ist und wer nicht. Auch bei Sichtkontakt zum Wild ist er in der Regel gut abrufbar. Selbstverständlich ist Fredo nicht perfekt, das bin ich auch nicht! Schließlich möchte ich nicht mit einer Maschine zusammenarbeiten, sondern mit einem motivierten Partner, der auch durchaus seine Eigenheiten haben und behalten darf.
Stefanie Huck